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Die Südafrika-Auswanderer Günter und Claudia Nerlich haben sich einen Traum erfüllt: Ein Haus, das unabhängig vom öffentlichen Strom- und Wassernetz ist.

Seit rund 20 Jahren leben Claudia und Günter Nerlich in Südafrika. Dort haben die Auswanderer schon viel erlebt und erfolgreich eine Firma aufgebaut. Nach 18 Jahren in der Grossstadt Johannesburg haben sie auf dem Land ein neues Projekt in Angriff genommen. Sie bauten ein Haus, das dank Solarstrom und Regenwassertanks selbstversorgend ist – Ein sogenanntes Nullenergiehaus. Im Interview geben die beiden Tipps zum Auswandern und wie unterschiedliche Kulturen zum Erfolgsfaktor werden. Bezüglich finanzieller Angelegenheiten konnten sie sich auf die Zürcher Kantonalbank und das Know-how ihrer Beraterin Vanessa Seidmann verlassen.

Herr und Frau Nerlich, Sie leben nun seit vielen Jahren in Südafrika. Welchen Wunsch haben Sie sich damit erfüllt?
Günter Nerlich (GN): Wir wollten uns ein neues Leben in einem neuen Land aufbauen und darin eine neue Herausforderung zur zweiten Lebenshälfte finden.

Was war anfänglich die grösste Hürde in Südafrika?
GN: Das waren sicher die neuen Sprachen. Nebst den indigenen sind Afrikaans und Englisch die wichtigsten Landessprachen. Meine Frau und meine Tochter haben bis zur Auswanderung nur Deutsch und kein Englisch gesprochen. Für unsere Tochter war auch das neue Schulsystem eine grosse Herausforderung. Mit 13 Jahren ist eine solche Umstellung riesig. Den Aufbau eines neuen Freundeskreises und eines unterstützenden Netzwerks darf man ebenfalls nicht unterschätzen.

Die Kriminalitätsrate in Südafrika ist bekanntlich sehr hoch. Wie gehen Sie damit um?
GN: Das ist tatsächlich ein grosses Problem für die südafrikanische Gesellschaft. Uns persönlich betrifft es jedoch nicht täglich. Das Problem variiert je nach Situation und geographischer Lage stark. Aber gewisse Verhaltensregeln in entsprechenden Situationen sind empfehlenswert. Nach 18 Jahren in Johannesburg wohnen wir nun im eher beschaulichen, ländlichen Clarens im östlichen Free State, wo die Kriminalitätsrate keine ernsthafte Herausforderung darstellt.

Welche Unterschiede zur Schweiz erleben Sie im Bereich Banking?
GN: Die Bankgeschäfte in Südafrika sind eher transaktionsbezogen, das Mobile Banking und Internetbanking sind hier tonangebend. Auch ist es keineswegs so, dass jedermann nach traditionellem Muster Bankgeschäfte tätigt. Rund 20 Prozent der südafrikanischen Bevölkerung verfügt aus verschiedenen Gründen noch nicht über ein Bankkonto. Das führt dazu, dass ein beträchtlicher Teil des Geldflusses ausserhalb des Bankensystems über andere Kanäle verläuft. Grundsätzlich ist es aber so, dass uns bezüglich Funktionalität dieselben technischen Möglichkeiten und Produkte zur Verfügung stehen wie in der Schweiz.

Frau Nerlich, gemeinsam mit Ihrem Ehemann haben Sie in einem fremden Land erfolgreich eine Firma im IT-Bereich aufgebaut. Welche kulturellen Unterschiede haben sich dabei bemerkbar gemacht?
Claudia Nerlich (CN): Die kulturelle Herkunft, die Religionszugehörigkeit und der Ausbildungsgrad sind hier sehr divers verglichen mit den Verhältnissen in der Schweiz. Die Fähigkeit eines Unternehmens, diese Diversität zu meistern und zu nutzen, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. In der Arbeitswelt in Südafrika ist die Einstellung zur Arbeit und zu den Arbeitszeiten zudem eher locker. Zum Beispiel bei der Pünktlichkeit. Die Schweizer haben wohl die Uhr erfunden, die Afrikaner aber die Zeit – und die ist manchmal durchaus ein relatives Konzept. Auch der soziale Aspekt darf in einer Firma nicht zu kurz kommen. Wir feuern darum gerne am Freitagmittag den «Braai», den Grill, an und verbringen den Nachmittag in der Firma bei Essen und Trinken. Das hält Leib, Seele und Team zusammen. (lacht)

Haben Sie einen Tipp, wie man erfolgreich mit anderen Kulturen zusammenarbeiten kann?
CN: Der uneingeschränkte Respekt und das Verständnis für die jeweiligen kulturellen Eigenschaften des Gegenübers sind für uns die unabdingbaren Voraussetzungen dafür. Wenn diese vorhanden sind, gelingt auch die Schaffung einer gemeinsamen Arbeits- und Unternehmenskultur.

Sie sind gerade dabei, ein wichtiges Projekt erfolgreich zu beenden: Den Bau eines sogenanntes ‘House Zero’, eines Nullenergiehauses. Ein solches Haus soll seinen Energiebedarf selbst decken können. Was waren Ihre Beweggründe dafür?
CN: Die Energie- und Infrastruktursituation in Südafrika ist eher als prekär zu bezeichnen. Hier in Clarens, unserem Wohnsitz, ist die Wasser- und die Elektrizitätsinfrastruktur sehr baufällig. Mangelnder Unterhalt, fehlende Investitionen und Korruption haben in den letzten zwei Jahrzehnten leider zu diesem Zerfall geführt. Zudem war es seit langem unser Wunsch, mehr Nachhaltigkeit in die Tat umzusetzen. Wir werden zukünftig «off-the-grid» leben, unabhängig von öffentlichen Netzwerken wie Strom, Wasser und so weiter.

Wo lagen die Herausforderungen und wie gross ist nun die Freude über das Erreichte?
GN: Was die neue Wohn- und Lebenssituation für uns bringen wird, steht noch ein wenig in den Sternen. Wir glauben aber fest daran, dass wir unser Ziel erreichen werden: mehr Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit durch den Einsatz neuer Technologien. Die grösste Herausforderung war und ist, den geeigneten Partner für die Realisierung eines solchen Projekts zu finden. Ein solches Bauvorhabens dauert hier in Südafrika zudem viel länger als das Erstellen eines konventionellen Neubaus. Auch das sollte man berücksichtigen.

Welche sind die drei wichtigsten Tipps, die Sie anderen Auswanderern nach Südafrika mit auf den Weg geben können?
CN: Erstens: Keine Berührungsängste mit Land, Leuten und Kultur haben. Zweitens: Manchmal die Schweizer Perfektion ein wenig vergessen. Mit etwas Geduld und Gelassenheit geht alles. Und drittens: Durchhalten! Aller Anfang ist schwer.

 

Banking für Auslandschweizer: Ein Stück Heimat

Vanessa Seidmann, Teamleiterin und Relationship Manager Private Banking International bei der Zürcher Kantonalbank, berät und begleitet Auslandschweizer seit 2009 bei ihren Bankgeschäften. (Fotograf Stefan Walter.)

Frau Seidmann, was reizt Sie besonders am Auslandsgeschäft und wie unterscheidet sich das Private Banking International zum Schweizer Geschäft?

Für mich sind es die einzigartigen Geschichten unserer Kundschaft und ihre Erfahrungen mit anderen Kulturen. Auch ich war früher Auslandschweizerin und habe in China und Hongkong gelebt. Beim Austausch mit meinen Kundinnen und Kunden fühle ich mich immer wieder aufs Neue in diese schöne und erfahrungsreiche Zeit zurückversetzt. Mit unserem Angebot ermöglichen wir Auslandschweizern ein Stück Heimat zu behalten und bieten dort Hand, wo es die meisten Banken nicht mehr tun.

Sie haben ebenfalls Erfahrung mit Immobilienprojekten. Inwiefern können Sie ein solches Vorhaben wie das der Familie Nerlich als Kundenberaterin nachvollziehen?

Am Anfang steht die Vision und der Wunsch seinem Traum etwas näher zu kommen. Jedoch reicht dies nicht immer aus. Mit einem solchen Projekt sind immer auch viele Emotionen und ein zeitlicher Aufwand verbunden. Die richtigen Partner an seiner Seite zu wissen – sei es eine Baufirma, Handwerker oder auch eine Bank, die bei der Finanzierung des Vorhabens hilft – gibt einem die nötige Zuversicht, damit man sich auf die Umsetzung und das finale Ergebnis freuen kann.

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