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Andere Länder, andere Sitten – Was Sie wissen sollten, bevor Sie nach Australien auswandern

Auswandern ist ein grosser Schritt, egal ob Sie nun in Australien oder woanders Ihren neuen Lebensmittelpunkt sehen. Auswandernde müssen dabei sprichwörtlich in der neuen Heimat Wurzeln schlagen. Eine gute Vorbereitung und vertiefte Auseinandersetzung mit den landestypischen Gegebenheiten helfen dabei, dass die Auswanderung zum Erfolg wird. Wie «tickt» denn nun Australien? 

Foto von Photoholgic auf Unsplash

 

Lebenskultur

Australierinnen und Australier sind hilfsbereit, kontaktfreudig und gastfreundlich. Falls Sie Orientierungsschwierigkeiten in der Stadt haben sollten, kann es gut sein, dass Sie angesprochen werden und Hilfe angeboten bekommen. Es mag gar sein, dass Sie von der einheimischen Person zur gewünschten Adresse begleitet werden. Man hilft sich gegenseitig, was ein Neuankömmling besonders schätzen mag.

Sie werden eventuell auch spontan zu einem Apero oder Barbecue eingeladen, von Leuten welche Sie (noch) kaum kennen. Usanz in Down Under ist, dass man nicht mit leeren Händen beim Gastgeber erscheint, sondern etwas beisteuert. Es wird dabei von «bring a plate» gesprochen. Ebenfalls ist es definitiv nicht falsch, wenn Sie eine Flasche Wein oder auch ein anderes Getränk mitbringen. Bitte jedoch nicht überrascht sein, wenn der Gastgeber Ihnen genau dieses Getränk serviert, denn dies ist nicht unüblich hier. Die Flasche Wein wird nicht als Dankeschön oder dergleichen verstanden, sondern als Getränk welches der Gast geniessen möchte.

Sie shoppen oder kehren gerne ein? Unter Umständen werden Sie hier auf angenehme Weise in einen Schwatz mit einer angestellten Person verwickelt. Sie werden eventuell angefragt, ob Sie noch Pläne für den Rest des Tages haben oder ob Sie was Spezielles vorhaben am Wochenende. Der Umgang ist insgesamt informell und nett.

 

Job Hunting

Die Jobsuche in Australien hat seine eigenen Regeln. Falls Sie in der alten Heimat schon einige berufliche Erfahrung gesammelt haben, zählt diese unter Umständen nicht allzu viel in Down Under. Was besonders zählt ist «Australian Experience». Wie Sie zu dieser Erfahrung kommen, also auch im Rahmen von Freiwilligenarbeit, sogenanntem «volunteering», oder einer nicht überaus qualifizierten Tätigkeit, spielt nicht so eine Rolle. Sie beweisen damit Flexibilität, was in Australien gerne gesehen wird.

Vergessen Sie zudem bei der Jobsuche den sogenannten «hidden job market» nicht. Es gibt viele Jobs, die unter der Hand vergeben werden. Das heisst für Sie das Netzwerk spielen zu lassen und falls dieses noch nicht existiert ein solches aufzubauen. Scheuen Sie sich nicht Ihr soziales Umfeld wissen zu lassen, dass Sie auf Jobsuche sind.

 

Pendeln / Reisen

Der öffentliche Verkehr ist in den australischen Metropolen gut ausgebaut. Auf dem Land und in Provinzstädten ist dies jedoch nicht der Fall und die Reise per motorisiertem Fahrzeug zu bevorzugen. Es besteht noch kein nationaler Fahrplan für den öffentlichen Verkehr. Die einzelnen Staaten und Regionen funktionieren als für sich abgeschlossene Netzwerke.

Aufgrund der grossen Distanzen sind Sie in Australien sehr häufig auf ein motorisiertes Fahrzeug angewiesen. Das gilt insbesondere auf dem Land. Lassen Sie sich in einer der grösseren Städte nieder oder fahren dort hin zur Arbeit, dann lohnt es sich bei der Bestimmung des Wohnorts auch das Verkehrsaufkommen, welches im Laufe des Tages stark schwanken kann, mitzuberücksichtigen. Es gibt bekanntlich Schöneres als im Stau zu stehen. Eventuell gehören Sie auch zu der steigenden Anzahl Pendlern, die mit dem Scooter zur Arbeit fahren, mit der Absicht dem Verkehr ein Schnippchen zu schlagen.

Mautstrassen, sogenannte «toll roads», sind relativ verbreitet. Organisieren Sie möglichst frühzeitig eine elektronische Mautmarke für Ihr Fahrzeug, damit Sie stressfrei Mautstrecken benützen können.

 

Altersvorsorge

Australien kennt in der Altersvorsorge wie die Schweiz auch ein drei Säulensystem. Die erste Säule in Australien ist steuerfinanziert und bietet grundsätzlich nur eine minimale Abdeckung. Sie haben jedoch gegebenenfalls nicht nur Anspruch auf Altersrente aus der ersten Säule in Australien, sondern auch der Schweiz. Klären Sie frühzeitig ab, wie es in Ihrem Fall aussieht.

Die Versicherung im Rahmen der 2. Säule in Down Under erfolgt über den Arbeitgeber. Sie können in der Regel die Pensionskasse (sogenannt «superannuation» oder auch nur «super») frei bestimmen und auch wählen, wie das Investmentprofil aussehen soll. Ebenfalls besteht die Möglichkeit das Einkommen abzusichern und eine Invaliditäts- und Todesfallversicherung abzuschliessen. In der Regel sind die Invaliditäts- und Todesfallversicherung in der Standardpolice mit reduziertem Deckungsgrad schon enthalten.

Es ist grundsätzlich der Arbeitgeber alleine, der die Pensionskassenbeiträge bezahlt. Die Beiträge erfolgen in der Regel oben drauf auf Ihren Lohn, das heisst sie werden nicht in Abzug gebracht. Sie als Arbeitnehmer haben die Möglichkeit freiwillig Beiträge zu leisten und dies von den Steuern abzusetzen. Hierbei wird von «salary sacrificing» gesprochen.

Sofern es Ihnen die finanzielle Situation in Down Under erlaubt, können Sie im Rahmen der 3. Säule freiwillig sparen und investieren und so zusätzlich für den dritten Lebensabschnitt vorsorgen.

 

Krankenkasse

Wer «Australian resident» ist hat Zugang zur staatlichen respektive öffentlichen Krankenkasse «Medicare». «Medicare» ist steuerfinanziert. Die sogenannte «Medicare levy» beläuft sich in der Regel auf 2% des steuerbaren Einkommens. Unter «Australian resident» fallen insbesondere Personen mit Niederlassungsbewilligung oder australischer Staatsbürgerschaft. Als nicht «Australian resident» haben Sie kein Anrecht auf «Medicare» und müssen sich über eine private Krankenkasse («private health insurance») versichern.

Auch wenn Sie über «Medicare» versichert sind, mag es sich lohnen sich zusätzlich noch bei einer privaten Krankenkasse, im Sinne einer «gap insurance», zu versichern. Denn «Medicare» deckt nicht alle schulmedizinischen Leistungen ab und auch die Komplementärmedizin sucht man vergeblich. Mit einer privaten Versicherung können Sie sich zudem die freie Spital- und Arztwahl sichern und allfällige Wartezeiten insbesondere in öffentlichen Spitälern reduzieren. Diese Deckung durch eine private Krankenkasse kann jedoch recht kostspielig sein. Ob sich eine solche für Sie lohnt, hängt primär von Ihren Lebensumständen und finanziellen Möglichkeiten sowie Ihrer gesundheitlichen Situation ab. Allenfalls kommt es Sie günstiger, wenn Sie die medizinischen Leistungen, welche nicht von «Medicare» abgedeckt sind, aus dem eigenen Sack bezahlen.

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