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Foto von micheile henderson auf Unsplash

 

Auch nach der Auswanderung benötigen viele Schweizerinnen und Schweizer weiterhin eine Kontoverbindung in der Schweiz. Nicht alle Banken bieten jedoch Lösungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer an – und falls doch, ist dies oft mit hohen Gebühren verbunden. Umso wichtiger ist es also, sich gut zu informieren. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Fragen Sie vor der Auswanderung an Ihre Bank herantreten sollten.

 

Dieser Artikel ist erstmalig im April 2020 bei uns im Blog erschienen. Da er nach wie vor sehr oft gelesen wird, haben wir ihn aus dem Archiv geholt, angereichert und aktualisiert.

 

Auch nach der Auswanderung sind viele Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer auf eine Kontoverbindung in der Schweiz angewiesen. So verlangen zum Beispiel gewisse Schweizer Krankenkassen und Vorsorgeeinrichtungen der 2. Säule ein Bankkonto in der Schweiz – oder zumindest eine Schweizer IBAN-Nummer. Wenn Sie sich die AHV auf ein Schweizer Konto auszahlen lassen wollen, muss dieses Konto auf Sie persönlich lauten. Andere Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer besitzen in der alten Heimat Immobilien und sind wegen der damit verbundenen Hypothek auf ein Schweizer Konto angewiesen. Und wieder andere müssen aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen des Auswanderungslandes ein gewisses Einkommen und/oder Vermögen nachweisen können, um sich dort überhaupt dauerhaft niederlassen sowie ein lokales Bankkonto eröffnen zu können. Und schliesslich gibt es jene, die einfach zur Sicherheit ihr Geld in der stabilen Schweiz parkieren wollen, insbesondere wenn sie in potentiell instabile Staaten auswandern.

 

Allerdings kann es für Auswandernde herausfordernd sein, ein Konto in der Schweiz zu halten oder erst zu eröffnen. Uns berichten immer wieder ausgewanderte Schweizerinnen und Schweizer, dass ihre Bank die Gebühren für das Konto massiv erhöht hat. Andere wiederum bekunden grosse Mühen, vom Ausland auf ihr Geld zuzugreifen und es zu verwalten. Speziell unangenehm ist es, wenn man im Ausland erfährt, dass die Schweizer Bank die Kundenbeziehung ganz beendet. In der näheren Vergangenheit sind hier gewisse Banken sehr unzimperlich vorgegangen und haben mit kurzer Vorankündigung selbst während der Corona-Reisebeschränkungen Konten geschlossen. Lebt man im Ausland, werden Schweizerinnen und Schweizern also in gewissen Situationen einige Steine in den Weg gelegt.

 

Das grosse Problem: Für Schweizer Banken war und ist es mitunter bisher kaum attraktiv, Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in ihren Kundenkreis aufzunehmen. Dies liegt in erster Linie an den immer strikteren nationalen und internationalen Regulierungen, z.B. im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Geldwäscherei oder Steuerhinterziehung. Die Banken mussten und müssen nach wie vor in diesen Bereichen hohe Compliance-Standards einhalten, was mit Kosten und Risiken verbunden ist. Deswegen haben sich viele Banken entschieden, ihre Dienstleistungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer (und ganz generell für Personen mit Wohnsitz im Ausland) nur eingeschränkt oder gar nicht zugänglich zu machen – oder eben happige Gebühren zu verlangen.

 

Der Leistungsumfang sowie die Gebühren variieren dabei von Bank zu Bank, teilweise auch von Person zu Person, je nachdem ob bereits eine langjährige Bankbeziehung besteht, ob die Person ein Wertschriftendepot bei der Bank hat oder etwa eine Hypothek. Es lohnt sich daher, bei der eigenen Bank anzufragen und sich die Zeit zu nehmen, die Angebote unterschiedlicher Geldhäuser zu studieren. Dabei sollten sie insbesondere auf folgende Kernfragen achten:

 

Ist es überhaupt möglich, ein Konto als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer zu haben?

Dies hängt sehr stark von der jeweiligen Bank ab. Einige wenige Banken verlangen beispielsweise zwingend, dass ihre Kundinnen und Kunden den Wohnsitz in der Schweiz haben. Bei bestehender Kundenbeziehung müssten Sie daher im Falle einer Auswanderung – bei der Sie per Definition Ihren Schweizer Wohnsitz aufgeben – auch Ihr Konto bei dieser Bank kündigen und sich eine andere suchen. Wenn Sie hingegen bereits ausgewandert sind, werden Sie als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer bei dieser Bank entsprechend gar nicht erst ein Konto eröffnen können.

Andere Banken lehnen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer nicht rundherum ab, beschränken sich aber auf bestimmte Staaten – oftmals handelt es sich dabei um die unmittelbaren Nachbarländer der Schweiz (Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich) oder EU-/EFTA-Staaten. Wenn Sie in ein solches Land auswandern, können Sie bei solchen Banken also grundsätzlich Ihr Konto behalten bzw. eines eröffnen.

Bei einer eher geringen Zahl von Banken können Sie schliesslich ein Konto auch bei einer Auswanderung in ein Land ausserhalb von Europa beibehalten bzw. eröffnen. Aber Achtung: auch hier gibt es Länder, die vielmals problematisch sind. Besonders schwierig haben es zum Beispiel Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Wohnsitz in den USA – hier sind Schweizer Banken allgemein sehr zurückhaltend, sodass oft kein Konto eröffnet bzw. behalten werden kann. Bei Wohnsitz in einem Land, das sich auf einer Sanktionsliste befindet, besteht nur in absoluten Ausnahmefällen die Chancen auf ein Konto in der Schweiz.

 

Was für Finanzdienstleistungen brauche ich wirklich?

Das verfügbare Angebot der Banken kann auch in Bezug auf die Finanzdienstleistungsarten stark variieren. Es ist beispielsweise nicht bei allen Instituten und nicht für alle Länder möglich, ein Wertschriftendepot zu eröffnen, wodurch auch der Zugang zu Lombardkrediten verwehrt bleiben kann. Auch das Vorsorgekonto fehlt häufig im Leistungskatalog für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.

Gleichzeitig kann die Art des Kontos auch einen Einfluss auf die Gebühren haben. Manche Banken bieten zum Beispiel auch Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern ein kostenloses Sparkonto an, wohingegen ein Privatkonto kostenpflichtig ist. Wenn Sie lediglich Ihr Geld in der Schweiz parkieren möchten, sollten Sie sich somit für ein Sparkonto entscheiden.

Machen Sie sich also idealerweise bereits vor der Kontaktaufnahme mit Ihrer Bank Gedanken darüber, welche Bedürfnisse Sie genau haben. Dadurch lässt sich unter Umständen nicht nur Geld, sondern auch Zeit und die eine oder andere böse Überraschung sparen.

 

Muss ich in der Schweiz präsent sein, um ein Konto zu eröffnen?

In der Tat setzen Schweizer Banken für die Eröffnung eines neuen Kontos Ihre Anwesenheit in der Schweiz voraus. Auch hier geht es unter anderem wiederum um die Bekämpfung der Geldwäscherei und anderer krimineller Unterfangen: die Institute müssen gemäss dem Know-Your-Customer-Prinzip diverse Angaben überprüfen können, wofür Sie präsent sein müssen. In diesem Sinne müssen Sie auch vor Ort den Vertrag mit der Bank unterzeichnen – Sie können also Ihre Unterschrift nicht via Botschaft oder Konsulat beglaubigen lassen. Ebenfalls entfällt, mit gewissen Ausnahmen, grundsätzlich die Möglichkeit, ein Konto online zu eröffnen. Gerade für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer kann es lange dauern, bis das neue Konto schliesslich wirkliche eröffnet ist. Kontaktieren Sie die Bank also so früh wie möglich, so dass Sie im Idealfall wirklich nur noch für die Unterschrift in die Schweiz reisen müssen.

 

Welche Gebühren werden erhoben?

Allgemein gilt: als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer müssen Sie für ein Schweizer Konto mitunter deutlich höhere Gebühren für die Kontoführung berappen als jemand, der in der Schweiz wohnt. Je nach Auswanderungsland können sich diese Zusatzkosten gar auf mehrere hundert Franken pro Monat oder Jahr belaufen, wobei Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Wohnsitz in Deutschland, Österreich, Italien oder Frankreich in der Regel verhältnismässig günstiger fahren – insbesondere im Vergleich zu Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die ausserhalb von Europa leben.

Einige Banken erlassen übrigens gewissen Kundengruppen die Zusatzgebühren, z.B. besonders vermögenden Personen oder Jugendlichen. Auch bei bestimmten Kontotypen (z.B. Vorsorgekonto) kann dies der Fall sein.

 

Funktioniert das e-Banking im Ausland?

E-Banking ist heutzutage für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden. Auch für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bieten zahlreiche Geldhäuser mittlerweile Lösungen an – jedoch kann es auch hier zu gewissen Einschränkungen kommen – aufgrund der lokalen Vorschriften oder dem Angebot der spezifischen Bank. Einige Banken schliessen zum Beispiel Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Wohnsitz in bestimmten Ländern kategorisch vom e-Banking aus, während andere Institute den Leistungsumfang lediglich beschränken (z.B. Verbot des Handelns oder der Verwaltung von Wertschriften). Bevor Sie sich also für eine Bank entscheiden, sollten Sie die Frage des e-Bankings – sofern dies für Sie relevant ist – im Detail geklärt haben.

 

Wie sieht es mit Kreditkarten aus?

Um im Auswanderungsland unkompliziert Zahlungen abwickeln oder Bargeld abheben zu können, ist es von grossem Vorteil, mit einer Kreditkarte ausgerüstet zu sein. Dies ist allerdings nicht immer möglich und hängt ebenfalls von Ihrer Bank ab. Sollten Sie jedoch zu den Glücklichen gehören, die eine Kreditkarte für Ihr Schweizer Konto erhalten können, sollten Sie sich zuerst gut über die Konditionen erkundigen. Gerade beim Beziehen von Bargeld im Ausland oder in der Schweiz können schnell hohe Gebühren anfallen, ebenso bei Zahlungen an Kreditkartenterminals. Alternativ könnten in diesem Zusammenhang Prepaid-Kreditkarten interessant sein – auch hier gilt somit: ein Gebührenvergleich lohnt sich.  

 

Zeit ist Geld – aber Geduld zahlt sich auch aus

 Sie sehen: es gibt viele Aspekte zu beachten, wenn Sie als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer ein Konto bei einer Schweizer Bank halten oder eröffnen möchten. Ähnlich sieht es übrigens beim Thema Hypotheken aus – dazu mehr in einem künftigen Artikel.

Banken verlangen regelmässiger als früher eine Wohnsitzdeklaration, auch wenn eine Schweizer Adressen hinterlegt ist. Man muss also heute damit rechnen, dass die Bank relativ schnell von einer Auswanderung erfährt. Ist dann das Steuerdomizil unklar, ist das Konto schnell geschlossen.

Vorsicht ist hier besser als Nachsicht. Wenn Sie vor der Auswanderung stehen und Ihr Konto bei einer Schweizer Bank haben, welches Sie gerne behalten möchten, sollten Sie sie also möglichst früh mit den oben genannten Fragen kontaktieren. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen Sie haben und fragen Sie Ihrer Bank über diese Punkte Löcher in den Bauch, und zwar mit Blick auf Ihr Auswanderungsland. Es kann zudem sinnvoll sein, das Angebot mit jenem anderer Geldhäuser zu vergleichen und allenfalls einen Wechsel anzustreben. Nehmen Sie sich diese Zeit, es lohnt sich. Übrigens: Schweizer Banken dürfen Sie im Ausland nicht von sich aus kontaktieren. Sie müssen also den Schritt auf die Bank zu machen, um Angebote einzuholen.

 

Die gute Nachricht zum Schluss: Aktuell ist es wieder möglich, bei einem Schweizer Finanzinstitut ohne grosse Hürden an ein Bankkonto zu kommen – ausgenommen jene Domizile, welche auf einer Sanktionsliste geführt sind. So bieten zum Beispiel die Genfer Kantonalbank BCGE sowie die Zürcher Kantonalbank ZKB zu guten, fairen Konditionen Privat- und Sparkonten an. Bei der Baloise Bank AG profitieren unsere Mitglieder zudem von Vorzugskonditionen im Bereich «Hypotheken für Liegenschaften in der Schweiz» und haben Zugang zu weiteren Dienstleistungen der Bank. Auch ist das Bekenntnis dieser Banken zu den Auslandschweizerinnen und -schweizern von ganz oben getragen, was die Chancen erhöht, dass das Angebot bestehen bleibt.

Alle diese drei Finanzinstitute gehören zu unserem Soliswiss-Partner-Netzwerk und wir können Sie direkt mit der richtigen Ansprechperson in Kontakt bringen

 

Ein grosser Dank gebührt in diesem Zusammenhang der ASO Auslandschweizer-Organisation, SwissCommunity. Diese setzt sich seit Jahren auf politischem Wege dafür ein, dass sich die Situation für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bezüglich Bankdienstleistungen verbessert. Dies mit Erfolg, die positive Erkenntnis aus all diesen Bemühungen ist: Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer aus zahlreichen Domizilländern können bei mehreren Schweizer Banken wieder zu akzeptablen Bedingungen Bankbeziehungen unterhalten.

 

Fazit: Ein Bankkonto in der Schweiz muss nicht immer exzessiv teuer sein. Wenn Sie Fragen diesbezüglich haben, können Sie uns unverbindlich kontaktieren. Gerne setzen wir Sie mit den passenden Ansprechpartnerinnen und -partner in Verbindung. Wir geben Ihnen auch gerne Tipps, bei welchen Gegebenheiten sich welches Finanzinstitut für eine Nachfrage besonders lohnt.

 

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