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Wer dahintersteckt, was Idee, Motivation und der Wille sind eine Schule zu gründen, erfahren Sie nachfolgend. Lars Berner, Auswanderer und Gründer, hat sich mit uns zum Skype-Gespräch getroffen.

Lars Berner, welche Motivation hat Sie dazu getrieben, eine Online-Schule zu gründen? Sind Sie mit diesem Gedanken nach Costa Rica ausgewandert?

Ursprünglich bin ich vor zwei Jahren mit meinem Partner nach Costa Rica ausgewandert, ohne die Idee, eine Schule zu gründen. Vor rund sieben Jahren haben wir uns ein Haus in Costa Rica gekauft; wir sind nach und nach und mit einer gewissen Vorsicht ausgewandert. Mein Partner hat als langjähriger Lehrer, Diplombiologe und Dozent sein «Deutsch als Fremdsprache»-Angebot auch in Costa Rica weitergeführt. Da ihm diese Art der Unterrichtsvermittlung Freude bereitet, haben wir uns entschlossen, eine ortsunabhängige, personalisierte und an den deutschen Lehrplan angelehnte Schule auf dem Onlineweg zu entwickeln.

Sie bezeichnen sich als Online-Schule. Was ist der Unterschied zu einer Fernschule oder zu Homeschooling?

Alle drei Modelle finden meist von zu Hause aus statt und doch lassen sich einige Unterschiede nennen: unsere Online-Schule bietet Präsenzunterricht und die Lehrer/innen sind somit während den Lektionen vor Ort im virtuellen Klassenzimmer. Der Unterricht wird gemäss staatlichem Bildungsplan und mit speziell an diese Unterrichtsform angepassten Lernmaterialien durchgeführt. Wir vermitteln den Lehrplan auf eine personalisierte und online-adaptierte Weise. Bei einer Fernschule wird der Lernstoff meist in freier Zeiteinteilung und als sogenanntes ‘Distanzlernen’ angeboten und periodisch überwacht. Beim Homeschooling werden Kinder zu Hause durch die Eltern oder eine/n Privatlehrer/in unterrichtet. Daher unterscheidet sich unser Konzept der Online-Schule massgeblich von den bisherigen Arten des Distanzunterrichts.

Die Online-Schule lehnt sich ans deutsche Bildungssystem an, gibt es eine Art Anerkennung, gilt der Abschluss der Primar- und Sekundarstufe I als Hauptschulabschluss resp. als mittlere Reife?

In der Tat vermitteln wir 1:1 den von Baden-Württemberg vorgegebenen Lernstoff, ebenfalls im fünfstufigen Bildungssystem. Dank der sogenannten Externenprüfungen ist ein Abitur oder bei Bedarf die mittlere Reife an einer Kooperationsschule durchführbar, sofern die Voraussetzungen für die Externenprüfung erfüllt sind.

Da unsere Schule die erste dieser Art ist, sind wir gerade erst im Gespräch bezüglich Anerkennung. Man kann sich also, beispielsweise in Deutschland, nicht der Schulpflicht entziehen, wenn man sich für unsere Schule entscheidet. Die Regelungen in den Ländern bezüglich Schulpflicht sind unterschiedlich.

Es ist jedoch möglich, nach ein bis zwei Schuljahren wieder nahtlos zurück an eine im deutschen Sprachraum domizilierte, öffentliche Schule zu wechseln – ohne Bildungslücke. Unser Konzept ist neu und ohne Gedanken an eine Krise entstanden, sondern rein aus der Überlegung, deutschsprachigen Auswandererkindern eine adäquate Schulbildung und Freude an der Schule zu vermitteln. Unsere Schule ersetzt keine öffentliche Schule im herkömmlichen Sinne – was übrigens nie der Gedanke war. Die Online-Schule kann aber parallel als Ergänzungsunterricht oder für (temporär) ortsungebundene Familien, welche Wert auf die Erfüllung der gymnasialen Bildungsplanvorgaben legen, ein geeignetes Modell darstellen. Neben der Möglichkeit die komplette Schulbildung nach gymnasialen Bildungsplanvorgaben über unserer Schule als z.B. vorübergehend oder auf Dauer ortsunabhängig lebende Familien abzudecken, ist es ebenso möglich, einzelne Fächer unseres Unterrichts neben der Regelschule als «Ergänzungsunterricht» wahrzunehmen und so individuelle Stärken des Schülers zu fördern oder ihn in schwächeren Fächern zu stützen.

Das Abitur wird durch eine Externenprüfung an einer Kooperationsschule abgelegt, wie funktioniert das in der Praxis? Auch online oder vor Ort?

Das geschieht vor Ort an einer Kooperationsschule und ist eine herkömmliche Externenprüfung, wie sie für andere externe Schüler ebenso stattfindet. Für diesen Schritt muss die Präsenz vor Ort gewährleistet sein, dafür braucht es eine Reise.

Auf Ihrer Webseite beschreiben Sie unter ‘Gemeinschaft’ auch die Teilnahme an ausserschulischen Aktivitäten – was können wir uns darunter vorstellen? Treffen sich die Kinder online?

Wie auch der Unterricht finden die ausserschulischen Aktivitäten online statt. Die Schüler/innen treffen sich auf freiwilliger Basis für gewisse Aktivitäten, sei dies um privates auszutauschen und Erlebnisse und Interessen zu teilen. Hier wird alles thematisiert, was im Unterricht keinen Platz findet. Ganz aus Eigenantrieb haben die Schüler/innen beispielsweise eine Minecraft Arbeitsgruppe (Open-World-Spiel) gegründet und bewirtschaften eine Schülerzeitung, welche monatlich erscheint.

Wie gross sind die Klassen, werden diese in den jeweiligen Stufen separat unterrichtet oder gibt es Mischklassen (oder wie bei uns in der Schweiz sogenannte Basisstufen)? Und wie funktioniert das mit der Vor- und Grundschule?

Aktuell gibt es eine 5.+6. Klasse und eine 7.+8. Klasse. Wir setzen auf kleine Gruppen und die Klassengrösse soll 16 Schüler/innen nicht übersteigen. Der Vor- und Grundschulunterricht wird von unserer Partnerschule, der «Deutschen Fernschule» durchgeführt, welche seit 1971 international tätig ist.

Von wo überall nehmen Sie Kinder an die Schule auf und wie lösen Sie den praktischen Unterricht mit der Zeitverschiebung?

Die Sache mit der Zeitverschiebung ist aktuell aufgrund der Zusammensetzung der Schüler/innen kein Problem: Die westliche Hemisphäre ist mit dem Schulbeginn um 14 Uhr MEZ gut abgedeckt und für alle machbar. Wir sind daran, einen zweiten Timeslot zu erschliessen, damit wir den Unterricht auch im asiatischen Raum organisieren können. Bei uns sind alle deutschsprachigen Kinder willkommen, egal aus welchem Land, sofern die Machbarkeit des Zugangs und die Motivation und die Überzeugung fürs Konzept vorhanden sind.

Bei all der Überzeugung für die Online-Schule, erlauben Sie uns eine kritische Frage. Welches sind die Nachteile dieser Institution, was fehlt?

Die Ebene des persönlichen, physischen Kontakts fehlt unbestritten. Diese Dimension des menschlichen Miteinanders fehlt gänzlich. Umso wichtiger ist es als Eltern, die Kinder vor Ort an sportlichen und/oder kulturellen Aktivitäten teilhaben zu lassen.

Kann ich das Modell für eine kurze Zeit wählen, zum Beispiel wenn wir als Familie für ein Jahr ins Ausland ziehen? Klappt der Wechsel zurück an eine öffentliche Schule bezüglich Lernstoff gemäss Bildungsplan nahtlos?

Die Mindestdauer für einen Schulbesuch bei uns beträgt 6 Monate. Unser Modell eignet sich sehr gut für ortsunabhängige Familien, die ihren Kindern mit dem virtuellen Klassenzimmer eine Konstante bieten möchten und diese angelehnt an den Baden-Württembergischen Bildungsplan lernen lassen möchten. Es gibt zudem Situationen, wo ein Online-Unterricht auch aus anderen Gründen Sinn ergeben kann: sei dies Schulangst, Mobbingprobleme oder Kinder, welche sich im Vor-Ort-Unterricht leicht ablenken lassen oder besondere Bedürfnisse haben.

Was haben Sie, liebe Leser/innen bezüglich Schule und Unterricht im Ausland erlebt? Kann eine Online-Schule ein Modell der Zukunft sein? Kennen Sie den Unterschied zwischen Fernschule, Online-Schule und Präsenzunterricht? Schauen Sie bei Interesse auf der Webseite der «Wilhelm von Humboldt Online Privatschule» vorbei. Sie finden mehr zum Schulkonzept, eine Aufstellung der Kontingentstundentafel sowie eine transparente Kostenaufstellung der Gebühren.

Die beiden Macher:

Sascha Berner
Pädagogischer Schulleiter

geboren am 15.Dezember 1975 in Ludwigshafen, Abitur in Speyer, Studium Diplombiologie in Heidelberg, Arbeit in der Forschung im Hygiene Institut Heidelberg, Studium Biologie und Englisch auf Lehramt an der Universität Heidelberg, Dozent Zoologie und Humanbiologie an der PH Heidelberg

Lars Berner
Verwaltung und Geschäftsführung

geboren am 21.November 1974 in Heidelberg, Abitur in Heidelberg, Lehre zum Hotelfachmann, Arbeit in der Gastronomie und Quereinstieg in die IT-Branche zunächst als selbstständiger Software Entwickler. Dann nach einigen Jahren als Software Entwickler bei einem mittelständischen Unternehmen in Karlsruhe später mehr als 10 Jahre tätig als Senior Software Entwickler bei SAP SE in Walldorf.

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