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Roland Grab ist 1955 in Horgen ZH auf die Welt gekommen und war ab 1957 wohnhaft in Zug. Berufstätig war er als Ingenieur für erneuerbare Energien, als Geschäftsleitungsmitglied und im Verwaltungsrat. Ausserdem dozierte er an der Hochschule für Technik und Architektur in Luzern und war Mitglied der Energiekommission der Stadt Zug. Heute lebt er in Kolumbien, Dept. Santander, Puente Nacional. Roland Grab ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ich bin mit 62 Jahren in die frühzeitige Pension gegangen. Mein Wunsch war es immer, die Pension in einem warmen Klima zu verbringen. Ich habe mich zuerst in Asien umgesehen. Dagegen sprachen für mich aber kulturelle und sprachliche Gründe. Ich testete verschiedene Klimazonen. Die Temperaturen in Santander (heutiger Wohnort) sind sehr angenehm. Tagsüber 25 – 30 Grad und in der Nacht 15 – 20 Grad sind für mich ideal.

Am Flughafen in Zürich

Ich habe also beschlossen, mich in Lateinamerika niederzulassen und lernte die spanische Sprache in Havanna, Kuba. Mein Ziel war es, sechs Monate in Lateinamerika zu leben und sechs Monate in der Schweiz. Damals wollte ich immer einen Monat im März in Zermatt Skifahren und den Sommer in der Schweiz verbringen. Nach Reisen in Mexico, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Kolumbien lernte ich meine heutige Frau in Kolumbien kennen.

Ich habe im Dezember 2020 Land gekauft in einem Condominio und der Bauvertrag wurde im Februar 2021 unterzeichnet. Im März desselben Jahres begann der Bau meines Hauses, welches im Oktober 2021 fertiggestellt war. Ich weiss die Lebensfreude und Herzlichkeit der Menschen in Kolumbien sehr zu schätzen. Ich vermisse die Schweiz eigentlich nicht. Trotzdem reise ich zusammen mit meiner Frau pro Jahr für einen Monat zurück, um Familie und Freunde zu besuchen. Ausserdem verbringen wir einen Monat an der Küste und einen Monat pro Jahr mit dem Bereisen anderer Länder in Lateinamerika.

Auf Reisen im Amazonas

Die Zeit verbringen wir ansonsten mit Sport und Ausflügen. Wir haben Angestellte, wie Putzfrau und Köchin, Poolreiniger, Gärtner etc. Es ist mir sehr wichtig, diesen Angestellten auf Augenhöhe zu begegnen und respektvoll mit ihnen umzugehen. Auch eine gerechte Bezahlung inkl. 13. Monatslohn ist mir ein Anliegen, sowie die angestellten Personen auch zu versichern. Dies ist eine Verantwortung aber auch eine Genugtuung.

Vor dem Wegzug habe ich mir vor allem Gedanken darüber gemacht, wie es der Familie und meinen Freunden damit geht. Die Zurückbleibenden sind traurig und ich als Auswanderer erfahre neue Eindrücke und baue mir etwas Neues auf. Auch habe ich darüber nachgedacht, ob ich mich von dem, was ich in der Schweiz aufgebaut und erreicht habe, einfach so trennen kann. Beim Auswandern hilft sicherlich auch ein gesunder Egoismus. Schliesslich muss man sich von vielem trennen und sich auch von nahestehenden Personen für längere Zeit verabschieden können. Ausserdem sollte man kontaktfreudig sein. Auch eine Offenheit gegenüber Sprache und Kultur finde ich sehr wichtig. Man muss – je nach Land – bereit sein, Abstriche gegenüber dem Schweizer Luxusleben zu machen, beispielsweise auch bei Dingen wie der Infrastruktur.

Teilnehmen am Leben in Kolumbien

Was man meiner Meinung nach unbedingt vermeiden sollte, ist im neuen Wohnland sein «Besserleben» zur Schau zu stellen, sondern man sollte sich bescheiden geben und nicht versnobt auftreten. Ausserdem finde ich es wichtig, als Botschafter für das «neue» Land in der Schweiz aufzutreten, weil es oftmals falsche Vorstellungen und Vorurteile gegenüber gewissen Ländern gibt. Bereit zu sein für Neues ist sehr wichtig. Am neuen Ort etwas aufzubauen und auch Ressourcen und Zeit zu investieren. Man sollte sich bewusst sein, dass die Schweiz eines der reichsten Länder der Welt ist und die Leute am neuen Wohnort in fast jedem Fall weniger Mittel zu Verfügung haben. Was ich speziell wichtig finde für Frauen: Sie sollten bereit sein, sich von einer eventuellen finanziellen Abhängigkeit vom Partner zu lösen und sich trauen, eigene Wege zu gehen.

Ich unterstütze die Menschen vor Ort, engagiere mich kulturell, im Sozialen und im Sport. Deshalb fiel mir die Integration relativ einfach. Ich war und bin bereit, mich auf die anderen Zeit- und auch Qualitätsvorstellungen im Auswanderungsland einzulassen. Meine Träume haben sich bis jetzt perfekt erfüllt.

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